015 Depression – Entstehung, Symptome und Behandlung

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Matthias Palm
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Dave Remmel

Was bedeutet eigentlich das Wort Depression? Bin ich Depressiv wenn ich Traurig bin?

Das Wort Depression stammt aus dem lateinischen und bedeutet Niedergeschlagenheit oder Bedrücktheit. Depressionen sind affektive Störungen. Sie sind nicht mit allgemein üblichen Schwankungen des Gefühlslebens zu verwechseln, sondern stellen eine Krankheit mit einem klar umrissenen Erscheinungsbild dar. Im Gegensatz zu einer Geisteskrankheit ist die Depression eine Gemütskrankheit und grundsätzlich vorübergehend. Die unterschiedliche Dauer und Schwere hängt mit den Ursachen und ihrer Behebung zusammen.

Diagnostik nach dem ICD10

Wie in der letzten Episode „Was bedeutet ICD10…“ beschrieben lassen sich verschiedene Symptome unter einen ICD10 Schlüssel als Klassifikation für eine Erkrankung zusammenfassen.

Abhängig von dem Auftreten, der Häufigkeit und der Schwere, lässt sich eine Depression mit dem Schlüsseln F31, F32 und F33 beschreiben.

Folgende Haupt- und Zusatzsymptome sind Voraussetzung für die Diagnose einer Depression.

Hauptsymptome

  1. Fühlten Sie sich in den letzten 2 Wochen fast jeden Tag nahezu durchgängig niedergeschlagen, traurig oder deprimiert?
  2. Hatten Sie in den letzten 2 Wochen fast ständig das Gefühl zu nichts mehr Lust zu haben oder haben Sie das Interesse und Freude an Dingen verloren, die Ihnen gewöhnlich Freude machen?
  3. Haben Sie ich in dieser Zeit fast immer müde und energielos gefühlt?

Zusatzsymptome

  1. Können Sie sich nicht mehr über längere Zeit auf eine Sache konzentrieren (z.B. Zeitung lesen)?
  2. Leiden Sie an fehlendem Selbstvertrauen und/oder Selbstwertgefühl?
  3. Machen Sie sich häufig Selbstvorwürfe oder fühlen Sie sich schuldig für alles was geschieht?
  4. Sehen Sie die Zukunft schwärzer als sonst?
  5. Haben Sie in den letzten zwei Wochen manchmal gedacht, dass Sie lieber tot wären, oder haben Sie daran gedacht, sich Leid zuzufügen?
  6. Hatten Sie in den letzten zwei Wochen fast jede Nacht Schwierigkeiten ein- oder durchzuschlafen, oder haben Sie zu viel geschlafen?
  7. Hatten Sie verminderten Appetit, oder haben Sie übermäßig viel gegessen?

Erklärungsmodelle

Es gibt unterschiedliche Erklärungsmodelle für das entstehen einer Depression.
Das bio-psycho-soziale Krankheitsmodell der Depression. Bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von psychischen Krankheiten sind biologische, psychologische, soziale und kulturelle Faktoren zu berücksichtigen.
Biologisch:

depressive Reaktionsbereitschaft des Gehirns durch Krankheit schwere Allgemeinerkrankung, Alkoholfolgen, organisch bedingte Hirnfunktionsstörung,

Genetisch:
Angehörige 1. Grades höheres Risiko eineiige Zwillinge 50% Übereinstimmung

Psychisch:
Körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung (Burnout)
Aufopferung für andere
Geringer Input an Energie
Unfähigkeit grundlegende Bedürfnisse zu befriedigen
Bore-Out
Mangelhafte Fähigkeit oder Möglichkeit, seine eigenen Ressourcen umzusetzen, sich selbst in der Welt zu realisieren.

Sozial:
Mangel an Unterstützung und Stimulation in der Herkunftsfamilie,
Fehlen von „Modellen“ (Lernen am Modell),
Zerbrechen von Beziehungsstrukturen, soziale Isolation,
Fremdkontrolle statt Selbstkontrolle
fehlende Anerkennung von Leistung,

Das Kognitives Modell (A.T. Beck 1974)
Aaron T. Beck postuliert in seinem kognitionstheoretischen Modell, auch kognitives Modell der Depression genannt, dass Depressionen auf negativen Denkschemata beruhen.

Nach dem kognitiven Erklärungsmodell handelt es sich bei der Depression um eine kognitive Störung, die auf einer verzerrten Sicht der Realität (= Denkfehler) basiert. Hierbei wird die Depression durch drei negative Ansichten (= Triade) induziert und aufrechterhalten:

  • Negative Sicht der Welt
  • Negative Sicht der eigenen Person
  • Negative Sicht der Zukunft

Die kognitive Theorie der erlernten Hilflosigkeit (Seligmann 1975) – Versuche mit Hunden.
Unter der Bezeichnung erlernte Hilflosigkeit versteht man das Resultat, das nicht vermeidbare, unkontrollierbare und wiederholte aversive Reize in einem Individuum auslösen. Dabei sind die Betroffenen der festen Überzeugung, für sie unangenehme oder schädliche Situationen nicht mehr vermeiden zu können, obwohl dies rein objektiv betrachtet möglich wäre. Die erlernte Hilflosigkeit gilt als Erklärungsansatz für die Entstehung bzw. Aufrechterhaltung einer Depression

Wie lässt sich eine Depression behandeln?

Es gibt unterschiedliche Therapeutische Behandlungsmethoden.

  • Das Verhaltenstherapeutisch-kognitive Verfahren
  • Tiefenpsychologische Therapie
  • Die psychoanalytischen bzw. tiefenpsychologisch fundierten Therapie

Die pharmakologische Behandlung
Weitere Behandlungsverfahren
(körperlicher Aktivierung, wie Sport und Massagen, über Lichttherapie bis hin zu Schlafentzug
oder Schlafphasenverlagerung, Elektrokrampftherapie und Kunst- und Musiktherapie).

Die 5 Mythen der Depression

  1. Männer werden seltener depressiv
    Anne Maria Möller-Leimkühler, die an der Ludwig-Maximilians-Universität München über Gender und psychische Störungen forscht, sagt deshalb: „Depressionen von Männern sind systematisch unterdiagnostiziert und untertherapiert.“ Die Aussage es werden doppelt so viele Frauen wie Männer Depressiv liegt an der Art der Diagnostik
  2. Gut gemeinte Ratschläge helfen
    „Sieh‘ doch mal die positiven Dinge im Leben!“ Flapsige Ratschläge wie diese werden den wenigsten Betroffenen helfen. Im Gegenteil: Menschen mit einer echten Depression bekommen dadurch eher das Gefühl, nicht verstanden zu werden.
  3. Depressionen sind rein psychisch
    Der Auslöser für Depressionen kann vielfältig sein. So können beispielsweise genetische Veranlagung, Stress oder eine Veränderung der Anzahl an Botenstoffen in unserem Gehirn verantwortlich für Depressionen sein. Auch Kindheitstraumata, Überforderung im Job oder zwischenmenschliche Konflikte können das Risiko für die Entstehung einer depressiven Erkrankung erhöhen.
  4. Depressionen sind nicht erblich
    Depressionen können zwar nicht vererbt werden – wohl aber die Wahrscheinlichkeit, daran zu erkranken. Wenn ein Elternteil betroffen ist, besteht für jedes Kind eine um 50 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit, irgendwann selbst zu erkranken. Allerdings muss ein Auslöser hinzukommen, damit das Leiden tatsächlich ausbricht, sich depressive Symptome entwickeln.
  5. Depressionen werden immer häufiger
    Depressive Erkrankungen sind kein Phänomen der Neuzeit. Zwar scheint durch die mediale Berichterstattung die Anzahl an erkrankten Personen in den letzten Jahren gestiegen zu sein. Rein statistisch gesehen gibt es in der Bevölkerung jedoch nicht mehr Depressionen. Lediglich mehr Menschen holen sich heute Hilfe – und werden dadurch statistisch erfasst. Auch die Sensibilität der Ärzte gegenüber psychischen Erkrankungen hat sich verstärkt, was letztlich auch zu mehr Diagnosen führt

Suizid und Depression

Die Mehrheit der Menschen, die durch Suizid versterben, haben an einer psychiatrischen Erkrankung gelitten (90 %), am häufigsten an einer Depression (> 50 %).  Daneben sind Schizophrenie und Suchterkrankungen ebenfalls mit einem erhöhten Suizidrisiko verbunden. Quelle: Deutsche Depressionshilfe

Informationen für Betroffene und Angehörige

Wo finde ich Hilfe?
Gespräch mit einem Arzt oder Psychologen (Hausarzt)
Im Notfall z.B. bei drängenden und konkreten Suizidgedanken wenden Sie sich bitte an die nächste psychiatrische Klinik oder den Notarzt unter der Telefonnummer 112
Krisendiensten und Beratungsstellen (Link in den Shownotes)
Deutsche Depressionshilfe Webseite(Link in den Shownotes)
Info-Telefon Depression (Der Deutschen Depressionshilfe)

Tel.: 0800 / 33 44 533

Mo, Di und Do: 13:00 – 17:00 Uhr
Mi und Fr: 8:30 – 12:30 Uhr

Deutsche DepressionsLiga e.V. (Betroffenen Vertretung)
Telefonseelsorge 0800 1110111 (24 Std. erreichbar)

Shownotes
http://www.telefonseelsorge.de/
https://www.deutsche-depressionshilfe.de
https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/wo-finde-ich-hilfe/krisendienste-und-beratungsstellen
http://www.depressionsliga.de/
Ein Film über Depression
http://psychcast.de/
http://psychcast.de/pc052-extra-intro-zentrovertiert/
http://www.sozifon.de/
Statistik Suizid
Diskussionsforum Depression
FIDEO – Fighting Depression Online

014 Was bedeutet ICD-10 und wie kann ich damit eine Depression beschreiben?

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Matthias Palm
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Dave Remmel

In der heutigen Episode beschäftigen wir uns mit der „Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“ kurz ICD-10, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben wird. ICD-10 ist das wichtigste weltweit anerkannte Diagnose-Klassifikationssystem der Medizin. Die Zahl hinter der Abkürzung „ICD“ gibt die Ausgabe an. Die „10“ Ausgabe ist 2017 die aktuelle Ausgabe. 2018 soll die 11 Ausgabe verabschiedet werden.

Wie ist die ICD-10 aufgebaut?
Der ICD-10 ist ein Schlüssel, der jeder Diagnose einen bis zu 5-stelligen Code zuordnet. Der Code hat das Format X00.00, wobei X für einen Buchstaben von A-Z, die Nullen für eine Ziffer von 0-9 stehen. Die ersten drei Stellen kodieren eine grobe Diagnose, die vierte und fünfte Stelle dienen der weiteren Unterteilung bzw. Verfeinerung. Die letzte Ziffer kodiert zum Beispiel bei einigen Erkrankungen die genaue Lokalisation.

Beispiel: ICD-10 F32.2
Der ICD-Code F32.2 steht für „eine Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome“.

  • Das Kapitel F der ICD-10 umfasst die seelischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen, Ängste, Zwänge usw.
  • Die Nummer 32 steht für die so genannte Depressive Episode
  • Die letzte Ziffer beschreibt den aktuellen Schweregrad. Die 2 steht dabei für eine schwer ausgeprägte depressive Symptomatik ohne psychotische Symptome.

In der nächsten Episode geht es um die Symptome einer (schweren) Depression und wie sich diese im Alltag bemerkbar machen.

Shownotes

WHO – ICD
ICD-10 Suchmaschine
Video: Depression (Phillip Schmölz)
Die PsychCaster (Podcast über Psychotherapie, psychische Störungen und Medikation)
SoziFon – Der Podcast rund um Digitale Soziale Arbeit

013 – Was macht ein Sozialarbeiter?

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Matthias Palm

[Update defekte Tonspur]

Ein Mann springt am Bahnhof in ein Taxi und ruft ungeduldig: „Los, los! Fahren Sie schon los!“ Der Taxifahrer dreht sich um: „Wohin wollen Sie denn?“ Darauf der Mann, immer ungeduldiger: „Egal wohin, egal! Ich bin Sozialarbeiter, ich werde überall gebraucht.“ (Autor unbekannt)

Ja was macht eigentlich ein Sozialarbeiter/in? Dave und Ich (Matthias) unterhalten uns in dieser Folge im Allgemeinen und im speziellen darüber womit ein Sozialarbeiter/in in seinem/Ihrem Beruf täglich beschäftigt ist.

Sozialarbeiter/innen sind in vielen verschiedenen Arbeitsfeldern tätig, von der Jugendhilfe über die Behindertenhilfe bis hin zur Familien- und Krankenhilfe. Sozialarbeit kann Generell als unterschiedliche Kombination von drei Rollen beschrieben werden:

  1. Als Bezugspersonen für die Betroffenen leisten sie problemzentrierte Beratungsarbeit, indem sie Wissenslücken füllen, Alternativen aufzeigen und Entscheidungshilfen geben. Sie begleiten im Alltag, intervenieren in Krisensituationen und motivieren zu Eigeninitiative.
  2. Als Sachbearbeiter/innen und Planer/innen erfassen und interpretieren sie soziale Sachverhalte. Unter Berücksichtigung der einschlägigen Rechtsgrundlagen und Vorschriften ermitteln sie den Bedarf an materieller, persönlicher und finanzieller Unterstützung und beschaffen bzw. vermitteln diese Hilfen.
  3. Als Koordinatoren/Koordinatorinnen, Organisatoren/Organisatorinnen planen, leiten und koordinieren sie in und zwischen sozialen Einrichtungen. Sie arbeiten in Gremien, entwickeln Netzwerke und leisten Öffentlichkeitsarbeit.

Ein Methode die ich während des Gespräches erwähne, das Case Management, wird etwas wirr von mir erklärt. Deswegen hier noch mal eine kurze Definition zu der Methode: Case Management (in der Sozialen Arbeit)

„Case Management [..] will Klienten durch Koordination solche Dienstleistungen zugänglich machen, die zur Lösung ihrer Probleme benötigt werden. Als Case Manager vermitteln Sozialarbeiter und Sozialpädagogen wirtschaftliche, soziale und gesundheitliche, therapeutische und erzieherische (Erziehung), religiöse, juristische oder sonstige Hilfen an Menschen, die auf derartige Leistungen angewiesen sind.“

Quelle: Uni Hamburg

Die Sendung schließen wir mit dem Teaser für die nächste Folge. Wir möchten uns in der nächsten Folge gerne über das Thema Depression unterhalten. Wir werden die Kriterien für die Diagnose einer Depression vorstellen, auf die verschiedenen Auswirkungen für den Betroffenen und für seine Umwelt und wenn Ihr spezielle Fragen habt dann versuchen wir diese auch zu beantworten.

Also Fragen gerne in die Kommentare oder per Mail an uns.

Shownotes
Weitere Podcast von Dave:
http://www.lifehack-podcast.de und http://www.scheiss-technik.com/
Fallmanagement/Case Management (Wikipedia)